Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher

Unabhängigkeit

Kapitel 10.b. Oberperu: die Zerschlagung des Widerstands

Nach der dritten gescheiterten Expedition der Argentinier führte José Rondeau immerhin noch zweitausend Soldaten über Jujuy nach Salta. Die Spanier rückten langsam nach, ohne die Argentinier ernsthaft zu verfolgen. In der Provinz Salta traf Rondeau auf den Gaucho-Führer Miguel Güemes. Dieser hatte im vergangenen Jahr zu den Anfangserfolgen des Nordheers beigetragen, war aber mit Rondeau in Streit geraten, woraufhin er zurück nach Argentinien verlegt worden war. Als das geschlagene Heer nun zurückkehrte, kam es im März zu erneuten Auseinandersetzungen, da Güemes eine mobile Verteidigung vorzog, während Rondeau die Stadt zu verteidigen gedachte. Beide Seiten bereiteten sich auf eine militärische Konfliktlösung vor, die jedoch dadurch verhindert wurde, daß sie Aufstellungen einnahmen, die es dem jeweiligen Gegner nur unter großen Verlusten gestattet hätten, einen erfolgreichen Angriff zu führen. Ein Gesandter der Junta von Buenos Aires beendete schließlich die für alle Beteiligten unerfreuliche Situation mit einer exakten Aufgabenteilung, die ihren Zweck gegen die Spanier erfüllte.

In Oberperu kämpften die Republiquetas um ihr Überleben, da ihnen die Spanier nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken konnten. Die wichtigsten dieser Zonen sind nachstehend charakterisiert.

Mit dem Rückzug von Rondeau Ende des vergangenen Jahres, hatte Juan Antonio Alvarez de Arenales die Republiqueta Vallegrande südwestlich von Santa Cruz de la Sierra aufgegeben.

Larecaja, im Nordosten des Titicacasees, das der Priester Ildefonso Muñecas leitete, fiel Ende Februar den spanischen Truppen zum Opfer. Muñecas wurde hingerichtet.

Die Republiqueta de Cinti, heute die Region um Camargo im Süden des Departements Potosi, das nach ihrem Gründer und Anführer José Vicente Camargo benannt ist, starb am 03. April in der Schlacht von Arpaya mit ihrem Gründer.

La Laguna, das die Eheleute Manuel Ascensio und Juana Azurduy de Padilla geleitet hatten, wurde nach schweren Kämpfen am 23. September eingenommen und Padilla wurde hingerichtet. Diese Widerstandszelle befand sich östlich von Sucre, um den heutigen Ort Padilla.

Der Tod von Ignacio Warnes bei der Niederlage von El Pari am 21. November bedeutete zwar einen schweren Einschnitt für die Republiqueta von Santa Cruz, aber Manuel Mercado übernahm die verbliebenen Guerillakämpfer und diese Republiqueta überdauerte bis zur Befreiung 1826.

Mehrfach besetzt und scheinbar zerschlagen, überlebte auch die Republiqueta von Tarija mit wechselnden Kommandeuren.

In der Republiqueta von Ayopaya, sich zwischen La Paz und Cochabamba befand, agierten verschiedene Befehlshaber, bis Miguel Lanza die Führung bis zur zweiten Campaña de Puertos Intermedios 1823 übernahm. Letztlich überlebte auch diese Republiqueta.

Für seine Erfolge gegen die Patrioten in Oberperu wurde Joaquin de la Pezuela zum Vizekönig von Peru berufen. Ihn ersetzte José de la Serna e Hinojosa als Oberbefehlshaber in Oberperu. Er organisierte die Truppen neu, und führte im Januar 1817 einen Einfall in die Provinzen Jujuy und Salta, wo er sich bis Anfang Mai halten konnte. Der mit Pablo Morillo gekommene Mariano Ricafort übernahm den Posten des Gerichtspräsidenten von Cusco, begab sich aber nach la Paz, wo er den gefangengenommenen Überlebenden der Republiquetas den Prozeß machte. Diesmal hatten die Spanier den Gerichtsbezirk Chuquisaca endgültig zurückerobert, und nur einzelne Guerillaeinheiten konnten ihnen das Leben schwer machen. Daher mußten die Oberperuaner bis zum Erfolg von Antonio José Sucre 1824 in Ayacucho und seinem Einmarsch nach Oberperu im darauffolgenden Jahr warten, bis sie endgültig befreit wurden.



Fortsetzung: Kap. 10.c. Venezuela: Bolivars gescheiterte Rückkehr



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