Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher
W3C-Validierung

Neuigkeiten zu meiner Arbeit am Unabhängigkeitskrieg


Um den geneigten Leser auf dem Laufenden zu halten, habe ich mich entschlossen, unregelmäßig auf dieser Seite vom Fortgang der Arbeit an meinem Werk zum Befreiungskrieg zu berichten. Ganz sicher nicht, um mich hier über die Wirkungslosigkeit fortdauernder Spam-Attacken zu amüsieren. Spam gibt es zwar nach wie vor gelegentlich, aber die gefährlichen Angriffe haben offenbar mit der Veröffentlichung ein Ende gefunden. Dafür ist ein neuerliches Problem aufgetreten, da ich, innherhalb des gewohnten Providers (nicht ganz freiwillig) umgezogen bin. Sollte einer meiner Leser auf Schwierigkeiten beim Abruf der Seiten stoßen, bitte ich um Rückmeldung, damit die einwandfreie Funktion der Seiten gewährleistet ist.


Ich verwende seit einigen Jahren zunehmend Originaldokumente, um Historikern wie Beteiligten auf die Schliche zu kommen. Dabei können schon weit über hunderte Schriftstücke (gedruckt publiziert) mit Herkunftsnachweis pro Jahr zusammenkommen. In erster Linie sind hier die vom Archivo del Libertador in Caracas ins Netz gestellten Kopien gemeint, aber ich habe auch weitere Sammlungen von Dokumenten in Bereichen aufgetan, wo sich dort keine Belege finden lassen. Dieser Teil der Arbeit ist erheblich zeitaufwendiger als das Gegeneinanderstellen von üblicherweise mehrbändigen Werken von Historikern; aber es ist auch äußert erhellend.

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, gibt es lediglich einige wenige Autoren, denen es zeitweilig gelingt, den Leser von ihrer angeblichen Unparteilichkeit überzeugen, während der große Rest diesen Versuch erst gar nicht unternimmt. Und es kommt vor, daß Autoren sich nicht in eine Schlacht hineindenken wollen. Ja, ich meiner eigenen Einschätzung erst selbst nicht geglaubt, aber die Schlacht auf dem Maracaibosee 1823 belehrt jeden eines besseren. Lediglich der spanische Geschwaderchef Laborde verstand, von Berufswegen, wie Segelschiffe navigieren. Alle anderen Autoren haben sich weder eingelesen, noch mit einem Schiffskapitän gesprochen. Da jedoch die Windrichtungen und die damit verbundenen Navigationsmöglichkeiten der beteiligten Geschwader in direktem Zusammenhang zum Verlauf der Seeschlacht stehen, kommt man ohne Grundkenntnisse nicht weiter. Und dementsprechend sind die Darstellungen der berühmten Historiker ihrer Länder.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, neben Karten- und Satellitenbildstudium, ist die Chronologie. Je mehr verheimlicht werden soll, desto unschärfer sind die zeitlichen Korrelationsmöglichkeiten innerhalb einer Schlacht. Wie vor Maracaibo, spielt das Erkennen der Aufeinanderfolge der Ereignisse auch in Ayacucho eine Schlüsselrolle. Obwohl Einigkeit herrscht, daß letztere Schlacht in drei Stunden geschlagen wurde, bieten die Beteiligten und Historiker, die darüber zeitnah berichten, noch nicht einmal in ihrer Gesamtheit, hinreichend Material, um diese Zeitspanne zu füllen. Der geradezu nicht dargestellte Zeitablauf gestattet zwar großspurig hervorgehobene Schlaglichter für beide Seiten, soll aber auch verhindern, daß sichtbar wird, daß der Vizekönig, fortgesetzt und zum Vorteil Sucres, wichtige Entscheidungen zu spät traf, beziehungsweise umsetzen ließ. Weder die Spanier konnten ein Interesse daran haben, daß bekannt wurde, daß sie den Südamerikanern den finalen Sieg erleichterten, noch waren die Sieger von der Idee begeistert, vom Gegner Schützenhilfe erhalten zu haben.

Der im Lauf der Jahre zunehmende charakterliche Verfall Bolívars, der sich gegen Ende des Krieges sich nicht mehr von Ferdinand VII. in seinem Machtanspruch unterschied, ist nicht mein Thema. Wenn allerdings unzählige Dokumente von Bolívar und seinen Sekretären belegen, daß er die Befreiung Perus um zwei Jahre verzögerte, nur um als der große Held mit einzigartigen Sondervollmachten dastehen zu können, ist darüber einfach nicht hinwegzusehen, um lediglich die Siege von Junín und Ayacucho zu beschreiben und die zweifellos gewaltigen persönlichen Anstrengungen Bolívars zu würdigen. Insbesondere, da diese beiden Schlachten, wie das gesamte Jahr 1824 in Peru, Merkwürdigkeiten aufweisen, die es als gesichert erscheinen lassen, daß der Vizekönig das Land nicht verteidigen, sondern übergeben wollte. Falls es eine Kommunikation dazu zwischen Bolívar und de la Serna gab, was beide auf jeden Fall mit allen Mitteln vertuscht hätten, böte dies auch eine Erklärung für Bolívars seltsame Zurückhaltung insbesondere in der zweiten Jahreshälfte. Belege für den Verrat von de la Serna waren wohl nur noch nicht beim Prozeß in Spanien gegen ihn hinreichend verfügbar, aber mittlerweile besteht kein Zweifel mehr daran, daß der Vizekönig den Republikanern in vielerlei Hinsicht entscheidend entgegenkam. Aufgrund des natürlichen Mangels an Beweisen, bleiben für Bolívars Verhalten lediglich Indizien, die in ihrer Gesamtheit gesehen, viele Ungereimtheiten erklären können. Denn, es ist bei weitem nicht nur der Erfolg, der zählt, sondern auch das wie.


Bis demnächst

Stefan Beck