Stefan K. Beck, Privatgelehrter und Projektemacher
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Geographie

Überblick

Einleitung

Die fünf hier betrachteten Bolivarianischen Länder Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien, weisen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf, deren einleitende Betrachtung die Grundlage zum Verständnis von Land und Leuten bildet.

Klima

Die Länder im Norden und Westen des Kontinents sind durch Tag- und Nachtgleiche, sowie ihr tropisches Klima nördlich und südlich des Äquators gekennzeichnet, das auf den Höhen der Anden eine Veränderung erfährt. Alexander von Humboldt legte auf seiner Amerika-Reise von 1799 bis 1804 die höhenstufenabhängige Klimaverteilung (und damit auch die Vegetationszonen) in den Anden fest. Lokal bis 1.500 Meter Höhe ist das Klima fast unverändert tropisch und wird als heiß bezeichnet. Darüber liegt der gemäßigte Abschnitt, der nur an wenigen Stellen 3000 Meter signifikant überschreitet. Über dem kalten Bereich, der, je nach Lage, bis zwischen 4200 und 4500 Metern reicht, folgt die Schneegrenze und damit die eisige Zone. Als Daumenregel kann man von gut einem halben Grad Celsius Temperaturabnahme pro hundert Höhenmeter ausgehen.

In den Anden herrschen Tageszeitenklimate: das bedeutet, daß bei Tagesmitte hochsommerliche Temperaturen und nachts oft strenger Frost herrschen. Eine Umkehrung der eigentlichen Klimaverhältnisse in den Anden, respektive der Jahreszeiten, erfolgt durch die in den Monaten der größten Hitze (zweifacher Äquatordurchgang der Sonne im Jahr) über Wasser und dem feuchten Regenwald entstehenden wassergesättigten Wolken. Luft kann umso mehr Feuchtigkeit aufnehmen, je wärmer sie ist. Wenn diese auf die Anden ziehen, müssen sie, um darüber hinwegzukommen, abregnen, damit sie aufsteigen können. Daraus resultiert trübes, regnerisches Wetter, das als unangenehmer empfunden wird, als die trockenen Monate mit den teilweise extremen Temperaturschwankungen. Daher wird diese Jahreszeit als "Winter" bezeichnet, obwohl er auf der Südhalbkugel, wider die Definition, in den Winter der Nordhalbkugel fällt. Mit den Äquatordurchgängen ist eine nicht überall auftretende zweite Regenzeit verbunden.

Regenzeit bedeutet, daß es während dieser Zeit einen heftigen, in der Regel ein- bis zweistündigen Regenguß gibt. Dieser findet täglich, oft zu einer festen Uhrzeit, statt und setzt vergleichsweise große Wassermengen frei. Wo diese ablaufen können, trocknet die starke Sonne üblicherweise den Untergrund schnell. Ist der Untergrund jedoch wegen der wochenlangen Regenfälle wassergesättigt, muß das Wasser oberirdisch abfließen. Das kann bei extremen Niederschlägen zu großflächigen, manchmal meterhohen Überschwemmungen führen. In Hanglagen genügen bereits geringe Wassersättigungsgrade, um großflächige Hangrutsche auszulösen.

Geologie

Die in allen fünf Ländern vertretenen Anden sind ein junges Faltengebirge, wie die Alpen oder der Himalaya. Sie wurden durch die Öffnung des Atlantischen Ozeans vor rund 200 Mio. Jahren angelegt, als sich die heutigen Kontinente Afrika und Südamerika trennten. Durch das Aufschieben der südamerikanischen Platte auf die pazifische, knittert die Erdkruste seit 70 Millionen Jahren stark und steigt, trotz heftiger Erosion, bis über 7000 m auf (Chile). In Kolumbien sind die Anden dreigeteilt: neben den auch in den anderen Ländern existierenden West- und Zentralkordilleren, bildete sich hier eine Ostkordillere, die ihren Ursprung in einem Rücküberschub des Deckgebirges Richtung Osten hat.

Da die Bewegung jedoch nicht ausschließlich westgerichtet ist, sondern auch eine nordnordwestgerichtete Komponente enthält, entstanden die Karibischen Inseln. Der für eine sogenannte "Subduktion" typische Inselbogen, bei dem die in tiefere und damit heißere Krustenstockwerke versenkte Kruste aufschmilzt und in Spalten wieder aufsteigt, Kammern füllt, die schließlich als Vulkane eruptieren. Grundsätzlich gilt dies genauso für die Vulkane im kontinentalen Hinterland, wie beispielsweise Humboldts Avenue des Volcans südlich von Quito. In Kolumbien sind die West- und Zentralkodillere aufgrund dieser zweiten Stresskomponente weiter voneinander entfernt, als in den übrigen Andenstataaten.

Biogeographie

Landschaftlich prägend sind, neben den Küsten mit ihren meist flachen Gebirgen, die Anden und weite flußdurchzogene Ebenen, die entweder trocken als Steppe und Savanne ausgebildet, oder von dichtem, tropischen Regenwald bedeckt sein können.

Diese naturräumlichen und klimatischen Bedingungen sorgen, im Verbund mit einer eigenständigen biologischen Entwicklung, seit der Aufspaltung des Superkontinents "Pangaea" vor 200 Mio. Jahren, für eine gewaltige Artenfülle an Tieren und Pflanzen: Lamas und Kolibris neben Kakteen, Pekaris und Agoutis zwischen Lianen, Pelikane und Fledermäuse im Mangrovenwald, Süßwasserdelfine und Zitteraale vor übermannshohem Steppengras und nicht zuletzt vor einem Nadelwald auf einer Wiese weidendes schwarzbuntes Vieh neben einem Bach mit Forellen. Ebenso wie bei der Fauna, gibt es in Südamerika auch Pflanzen, die sich nur hier entwickelten und auf keinem anderen Kontinent vorkommen.


© Stefan Beck 2013